Die metallene »Sprechblase« als Nachfolgerin der «Eggs of Petri«
Lange warteten die Studenten der Erasmus Universität Rotterdam auf ihre neue Skulptur, eine Nachfolgerin der »Eggs of Petri« …
Die »Eier« waren jahrzehntelang ein beliebter Ort für Studierende aus ganz Europa, um sich fotografieren zu lassen: ein Ensemble aus mehreren runden und linsenförmigen Betonformen im grünen Park Noord direkt bei der Universität. Bei Sanierungsarbeiten des Campus wurden die »Eggs of Petri« vor Jahren aber demontiert.
Als würdigen Ersatz für die verschwundenen Eier hatte Künstlerin Kathrin Schlegel eine große, Blob-artige Metallform entworfen, in der sich die Umgebung kristallklar spiegelt. 6,30 Meter hoch und mit ihren fließenden Formen wie aus einem Stück gefertigt, gibt die Arbeit dem Park ein neues Zentrum. Die Form erinnert an die Gedankenwolken aus Comics und nennt sich folgerichtig: »Sprechblase«.
Fünf Jahre Verzögerung bis zur Montage
Ursprünglich war die Ankunft der neuen Skulptur schon für 2013 geplant. Fünf Jahre verzögerte sich die Installation jedoch, so dass es erst 2018 zur Montage kam. Grund dafür war keineswegs eine Verzögerung bei der Künstlerin oder in der Produktion bei der Kunstgießerei Kayser. Vielmehr war es die Einbeziehung eines historischen, 300 Jahre alten Sockels in das Gesamtensemble.
Künstlerin Schlegel hatte den Sockel, der von 1677 bis 1963 als Fuß der Erasmus-Statue in Rotterdam diente, als Pendant zu ihrer Arbeit eingeplant. Die Betrachter sollten sich auf den alten Sockel stellen können, um aus einer erhöhten Perspektive auf die »Sprechblase« zu schauen. So sollten die Besucher des Parks buchstäblich in die Fußstapfen von Erasmus treten – dem berühmten Gelehrten der Renaissance und Namensgeber der Universität.
Das Konzept gelang, wenn auch mit fünfjähriger Verzögerung. Der Tod zweier Verantwortlicher des Kunst Departments und Restaurierungsarbeiten drückten den Zeitplan nach hinten. Außerdem erdachte die Künstlerin eine Vitrine, die den historischen Sockel umgeben und schützen sollte, wenn Menschen auf ihm stehen.
Viele Beteiligte und ein sicherer Kunsttransport
Seit Juli 2018 steht das markante Ensemble nun öffentlich zugänglich im Park Noord. Die Kooperation vieler Beteiligter schloss den langjährigen Prozess ab.
Bei der Kunstgießerei Kayser im Düsseldorfer Medienhafen wartete die »Sprechblase« auf ihren Transport nach Rotterdam. Mit der Produktionserfahrung von Skulpturen etwa für Anthony Cragg oder Richard Deacon (Links) hatten die etablierten Experten auch die neue Edehlstahl-Skulptur ohne Makel geformt.
Am 25. Juni rückte die Kunstspedition NIESEN mit dem hauseigenen Kran-LKW an, um das 6-Tonnen-Gebilde an den Bestimmungsort zu überführen. Nicht im Alleingang jedoch, denn der überbreite, nächtliche Sondertransport erforderte neben einer Polizeibegleitung durch Düsseldorf auch wechselnde Begleitfahrzeuge in Deutschland und den Niederlanden.
Vor Ort in Rotterdam hatten die Vorbereitungen der Montage schon einige Tage und Wochen zuvor begonnen. Als der Kunsttransport von NIESEN am 26. Juni eintraf, fanden die Spediteure den fertig gegossenen Sockel vor, auf dem die »Sprechblase« montiert werden sollte. Auch die umliegende Grünfläche war von NIESEN großzügig mit stabilen Metallplatten ausgelegt worden, um dem Kran-Fahrzeug eine Zufahrt zu schaffen, festen Halt zu geben und den Boden zu schonen.
Der Rest der Arbeiten war schließlich fast Routine. Unter Aufsicht von Künstlerin Kathrin Schlegel wurde die Skulptur zentimetergenau platziert – gemeinsam mit den Experten der Kunstgießerei Kayser dann fest auf dem Betonsockel montiert.
Ein neuer Ort der Reflektion
Die verlängerte Wartezeit dürfte sich für die Rotterdammer Studenten und Bürger gelohnt haben. Ein neues Wahrzeichen der Universität und Stadt war geschaffen, das den »Eggs of Petri« in seiner ikonischen Qualität in nichts nachsteht. Vor der Sprechblase stehend sollen die Betrachter zu einer Auszeit kommen und »ihre Gedanken reflektiert sehen«, so eine Beschreibung des Kunstwerks. Und als Fotomotiv eignet sich die »Sprechblase« ohnehin.