Körperlich Behinderte leben in Gemeinschaften auf der Straße
Eine typische Geschichte in Guinea. Mamadou Diallo wird in Mamou, zirka 270 km von Conakry entfernt, geboren. Im Alter von drei Jahren erkrankt er an Kinderlähmung, seit dieser Zeit kann Diallo nicht mehr ohne Hilfsmittel laufen. Die Folge der Behinderung sind Demütigung und emotionale Ausgrenzung aus der Familie. Auch Nahrung, Kleidung und Bildung werden ihm versagt.
Diallos Schicksal teilen im westafrikanischen Land viele Menschen mit Behinderung. Wer nicht gesund ist, hat es im ohnehin armen Land noch schwerer. Mit fünfzehn verlässt Diallo seine Familie und entschließt sich, mit anderen körperbehinderten Menschen auf der Straße zu leben. Heute ist der Mann dreißig, die Hälfte seines Lebens verbringt Diallo nun schon in der Gruppe der Ausgestoßenen.
Auch auf der Straße entstehen Familien
Betteln ist fast die einzige Möglichkeit, um an Geld zu kommen. Dabei lernt Mamadou Diallo seine Frau Habibatou kennen. Sie ist heute 29 und ebenfalls behindert. Gemeinsam haben die beiden drei Kinder im Alter von fünf, acht und neun Jahren. In der äußerst prekären Lebenssituation ist ein normales Familienleben aber unmöglich. Aufgrund der Behinderung können die Eltern nicht arbeiten. Medizinische Versorgung ist zu teuer, erschwerend hinzu kommt die Isolation vom gesellschaftlichen Leben. Selbst Rollstühle, die für ein wenig Mobilität sorgen würden, sind unerschwinglich, kosten sie auch in Guinea umgerechnet immer noch rund 100 Euro.
Es gibt keinen Zugang zu Trinkwasser, die hygienischen Verhältnisse in den eher provisorischen »Unterschlüpfen« sind schlecht. Zwei der Kinder des Ehepaares sind zwar schulpflichtig, ein normaler Schulbesuch ist jedoch nicht gewährleistet. Staatliche Versorgung gibt es in dem armen Land mit zirka 10 Millionen Einwohnern keine.
Eine mobile Arztpraxis und eine geplante Schule
Das Ehepaar Cordelia Hoppe und Ibrahim Touré aus Köln gründete 2007 den Verein Hilfe für Guinea e.V. Touré stammt ursprünglich aus Guinea und kennt die Bedingungen des Landes. Gemeinsam beschließen die beiden aktiv zu werden, um Frauen, Kinder und körperbehinderte Menschen (30 Familien um Mamadou Diallo) zu unterstützen.
So entsteht eine mobile Arztpraxis, die eine medizinische Grundversorgung vor allem im ländlichen Raum sichert. Wer kein Geld hat, erhält kostenlose Hilfe, ansonsten kostet eine Untersuchung umgerechnet 30 Cent. Medikamente sind ebenfalls kostenfrei und werden aus Spenden finanziert.
Auch eine Schule befindet sich derzeitig im Aufbau. Das Projekt stößt bei den Familien auf Begeisterung. „Ich wünsche mir, dass meine Kinder ein besseres Leben haben. Anstatt zu betteln, sollen sie eine Schule besuchen können“, erklärt beispielsweise Mamadou Diallo. Schließlich ist Bildung der beste Weg in ein besseres Leben.
Unterstützung aus Leverkusen
Anfang Februar reisen Hoppe und Touré nach vielen vergangenen Besuchen erneut nach Guinea. „Im Gepäck" haben sie einen großen Seecontainer, gefüllt mit Rollstühlen, medizinischem Gerät, Schulmöbeln und auch Nahrung. Die Rollstühle sichern eine gewisse Mobilität für die behinderten Kinder und Erwachsenen. Die mobile Arztpraxis konnte durch ein Präventionsteam erweitert werden. Auch die Schule gedeiht weiter und soll im Oktober 2014 bald eröffnet werden.
Für die Verschiffung des Seecontainers erhielt der Verein Hilfe des Leverkusener Logistikers Niesen. Die Möbelspedition stellte Lageroptionen kostenlos bereit, in dem die Materialien für Guinea über eineinhalb Jahre gesammelt werden konnten. Zudem half das Unternehmen bei der Überseeverschiffung.
„Wir sind sehr dankbar für die tolle und unkomplizierte Unterstützung durch die Firma Niesen“, sagt Hoppe. „Die Bereitstellung der Lageroptionen war eine große Hilfe.“
Die Bedingungen vor Ort in Guinea sind oft widerspenstig, riskant ist die gesundheitliche Bedrohung, da der tödliche Ebola-Virus noch nicht verschwunden ist. „Die Begeisterung und Freude der Menschen in Conakry über die Hilfe macht die Gefahren aber wieder wett", sagt Cordelia Hoppe über Ihren Aufenthalt. „Es ist toll zu sehen, dass hier etwas entsteht und die Menschen aktiv mitziehen".
Am 15. Mai kehrten Hoppe und Touré nach drei turbulenten Monaten gesund und motiviert nach Köln zurück. Beide sind überzeugt und zuversichtlich, dass sich die auf den Weg gebrachten Projekte gut fortsetzen.
Spenden unterstützen die Projekte
Die guten Ortskenntnisse von Ibrahim Touré sind ein Garant für den Erfolg der Projekte. Ohne finanzielle Zuwendungen oder Sachspenden aus Deutschland wären die Projekte jedoch nicht möglich.
Auch Privatleute können das Projekt in jeder Größenordnung unterstützen. Für rund 30 Euro monatlich kann einem Kind in Guinea der Schulbesuch samt einer täglichen warmen Mahlzeit gesichert werden. Entsprechende Sachspenden sind auch willkommen. Informationen dazu finden sich auf www.hilfe-fuer-guinea.de.
Über Hilfe für Guinea e.V.
Gegründet 2007 in Köln setzt sich der Verein für die schulische und medizinische Grundversorgung von Menschen in Guinea ein. Bundesweit arbeiten momentan 65 Mitglieder ehrenamtlich an den verschiedenen Projekten. Zukünftig geplante Projekte sind eine Werkstatt für Körperbehinderte, einer Sportschule für Mädchen und die Errichtung einer festen Krankenstation.
Internet: www.hilfe-fuer-guinea.de
Über Guinea
Guinea ist eine präsidial geführte Republik in Westafrika und beheimatet rund 10 Millionen Menschen. Amtssprache ist französisch. Der Staat ist durch eine hohe Armut geprägt, die Lebenserwartung der Menschen liegt bei etwa 54 Jahren.