»Jeder Transport ist einzigartig« – ein Interview des KRAVAG-Magazins mit Klaus Niesen

Im Juni 2017 wurde Klaus Niesen, Geschäftsführer der NIESEN Gruppe, vom Magazin »Treibstoff« interviewt. Treibstoff ist das regelmäßig erscheinende Journal des Versicherers KRAVAG. Vor allem das Thema Kunsttransporte stand im Mittelpunkt des Gesprächs. Lesen Sie den Artikel hier im Wortlaut nach.

Interviws KRAVAG Magazin mit Klaus Niesen

Der folgende Artikel entstammt dem Magazin Treibstoff Ausgabe 1/2017 des Versicherers KRAVAG.
Laden Sie ein PDF des Artikels gerne hier herunter.



Jeder transport ist einzigartig

Die Spedition Niesen kann in diesem Jahr auf eine 125-jährige Firmengeschichte zurückblicken. Herr Niesen, Sie selbst arbeiten in vierter Generation im Unternehmen. Geben Sie uns bitte einen Einblick in die Entwicklung.

Niesen: Im Ursprung ist Niesen eine Möbelspedition, die 1892 mit Pferdefuhrwerken Holzkisten und Pakete abholte und direkt zum Ziel oder zur Bahn transportierte oder von dort Waren übernahm und auslieferte. Heute machen Umzüge von Unternehmen einen Großteil unseres Geschäfts aus. Über die Jahre haben wir uns aber immer wieder den Wünschen unserer Kunden angepasst und bieten neben dem Transport und der Lagerung von Containern und Stückgut Dienstleistungen an, die mit Kunden zusammen entwickelt wurden. So entstand auch der Bereich Kunsttransporte, bei dem wir uns schwerpunktmäßig auf große Skulpturen spezialisiert haben, wobei wir aber auch Wertgüter sicher und geschützt vor Staub, Feuchtigkeit und Vibration in individuell angefertigten Kunsttransport-Behältnissen von A nach B befördern.

Unser Fuhrpark umfasst knapp 60 Lkw – vom Sprinter bis zum Spezialkranwagen. Wir beschäftigen rund 150 Mitarbeiter, davon 35 in kaufmännischen Berufen sowie Kraftfahrer und unterschiedlichste gewerbliche Berufe vom Elektriker über Schlosser bis hin zum Maler. Wir benötigen diese Vielfalt, da ein Teil unserer Angebote bis in den handwerklichen Bereich reichen.

Auf Ihrer Website finden sich einige Berichte, Fotos und Videos über den Transport und die Installation von imposanten Skulpturen auf bekannten Gebäuden wie dem Bundesrat in Berlin. Was war Ihr persönliches Highlight?

Mein persönliches Highlight war der „Herkules“ von Markus Lüpertz, den wir in Gelsenkirchen in 90 Meter Höhe auf den Förderturm aufgesetzt haben. Dazu waren etliche Vortransporte nötig. Die Skulptur selbst ist in drei Teilen zur Baustelle geliefert und erst vor Ort zusammengesetzt und verschweißt worden. Für die Installation der Skulptur kam ein Gittermast-Raupenkran mit einer Hakenhöhe von 120 Metern zum Einsatz, der allein 1.000 Tonnen Gegengewicht benötigte. Der Aufbau des Krans dauerte über eine Woche, ebenso der Abbau. Zudem standen wir im Winter mit Schnee besonders unter Zeitdruck. Aber wir konnten alle Arbeiten termingerecht fertigstellen, und die Skulptur trotzt nun selbst hohen Windlasten.

  • Klaus Niesen im Interview

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Kunden in solchen Projekten konkret aus?

Jedes Kunstobjekt ist einzigartig – das gilt auch für den Transport. Oft besprechen wir schon in der Entstehungsphase der Arbeiten – zwei bis drei Jahre vorher – ganz persönlich mit Künstlern, Kuratoren oder auch der Gießerei, wie ein Objekt am besten transportiert und installiertwird. Das reicht von der Prüfung der Statik sowie der maximalen Abmessungen und Lasten für den Straßentransport über die spätere Einbringung der Skulptur bis hin zu Dienstleistungen rund um die Installation.

Welche Gefahren gilt es im Vorfeld einzuschätzen?

Skulpturen haben häufig Überlängen, -breiten oder -höhen. Da kann jede Brücke zum Hindernis werden, und manchmal sind wenige Zentimeter entscheidend. Deshalb müssen wir im Vorfeld alle Strecken genehmigen lassen und abfahren. Wir stecken also schon im Vorfeld sehr viel akribische Arbeit in solch ein Projekt, um Schäden zu vermeiden. Auch die Verpackung und Ladungssicherung sind sehr individuell. Eine Skulptur hat keine vorgegebenen Anschlagpunkte wie bei einer Maschine. Zudem dürfen auf der empfindlichen Oberfläche der Skulpturen keine Druckstellen oder Reibungskräfte entstehen. Dafür haben wir eigenes Fachpersonal und arbeiten mit einem Sachverständigen für Ladungssicherung zusammen.

Bei Versicherungsfragen steht uns KRAVAG seit vielen Jahren mit Rat und Tat zur Seite. Wenn wir die Skulptur in der Gießerei übernehmen und dann selbst direkt zum Zielort transportieren, ist das Risiko überschaubar und die Police schnell erstellt. Sobald wir jedoch Leistungen Dritter benötigen, etwa beim Umschlag in ein Schiff oder Ähnliches, müssen wir gemeinsam mit KRAVAG eine genaue Risikobetrachtung durchführen.

Was wir bei Großskulpturen jedoch nicht benötigen, ist eine Diebstahlversicherung. Denn die Objekte und unsere Fahrzeuge sind ständig von zwei Fahrern bewacht, mit Telematik und GPS ausgestattet, häufig sogar mit Begleitfahrzeug und immer nur auf den genehmigten Routen unterwegs.

Können Sie sich an einen prägnanten Schadenfall erinnern?

Zum Glück nicht. Deswegen betreiben wir diesen Aufwand im Vorfeld, um die teilweise einzigartigen Objekte sicher an ihr Ziel zu bringen und solche Projekte schadensfrei umzusetzen.

Worin liegt die größte Herausforderung bei einem Kunsttransport?

Die Skulptur zu verladen und zu transportieren, ist natürlich aufwendig, aber das Ziel stellt immer die größte Herausforderung dar. Für die Einbringung einer Skulptur, zum Beispiel in einen Lichthof oder durch ein Gebäude hindurch, müssen wir uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Nicht selten werden Spezialgeräte eingesetzt, die nur für diesen Transport hergestellt werden, um eine Skulptur zu ihrem Bestimmungsort zu bekommen. Häufig sind dafür die Statik und Deckenlasten zu prüfen und zu unterstützen.

Als Teil der Präsentation des Künstlers vor Ort findet die finale Installation oft vor laufender Kamera im öffentlichen Raum statt. Entsprechend groß ist die Erwartungshaltung, und alles muss perfekt organisiert sein und millimetergenau montiert werden. Dazu kommt der Zeitdruck, da die Einweihung mit geladenen Gästen terminiert ist und keine Verzögerungen zulässt. Wir sind also auch ein Teil der Show. Und so ein feierlicher Akt, wie bei der Enthüllung der meterhohen Skulptur „Echo des Poseidon“ von Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder im Duisburger Hafen mithilfe eines Niesen Lkw-Krans als verlängertem Arm macht uns auch sehr stolz.


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