Ein Gott blickt auf den Rhein
Seit Mai 2016 ist Duisburg um einen Gott reicher. Von nun an blickt die imposante Büste des Poseidon auf die Mündung von Ruhr und Rhein. Die sechs Meter hohe Interpretation des griechischen Meeresgottes begrüßt die vorbeifahrenden Schiffe und sucht Blickkontakt mit den Kapitänen. Sein Schöpfer, der weltbekannte Künstler Markus Lüpertz, hatte sich die unverbaute Mercatorinsel als idealen Platz für seine neue Arbeit ausgewählt. Unterstützung fand er in der Duisburger Hafen AG, die das Werk anlässlich des 300-jährigen Bestehens des Duisburger Hafens gestiftet hatte.
Bestätigung für die gute Wahl des Standorts kam schließlich von anderer prominenten Stelle. »Allein schon die Position des Poseidon ist eindrucksvoll«, sagte der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder. »Von einem fünf Meter hohen Sockel wird er schwebend sein Element, das Wasser, beobachten. Auch bei Hochwasser steht der Meeresgott auf sicherem Posten.« Diesen Worten folgten am 27. Mai 2016 einige hundert Gäste aus Kultur, Wirtschaft und Politik. Im Rahmen einer kleinen Zeremonie wurde die Skulptur »Echo des Poseidon« der Öffentlichkeit übergeben, …
… nachdem einige Monate der Produktion und mehrere Tage des Kunsttransports erfolgreich beendet waren.
Kunstspedition NIESEN bringt den Poseidon
Ziel der meisten Kunstwerke ist die Kommunikation mit den Menschen, mit den Betrachtern der Werke. Ein Künstler möchte etwas auslösen: Er möchte Debatten anstoßen, Gefühle anregen, sich einmischen. Insofern ist das Werk natürlich das wichtigste Element im künstlerischen Prozess neben den Künstlern selbst. Was den Betrachtern aber oft verborgen bleibt, sind die Abläufe, die sich rund um die Produktion bewegen. Die oft beteiligten Produzenten der Werke – oder auch die nötigen Transporte.
So verließ sich auch Markus Lüpertz auf die Arbeit mehrerer Partner. Sie machten das Werk und die Enthüllung im Duisburger Hafen erst möglich. Produziert wurde der »Poseidon« nämlich in der traditionellen Kunstgießerei Schmäke, die seit Jahrzehnten für eine Vielzahl etablierter Künstler und Künstlerinnen arbeitet. Neben Lüpertz finden sich wohlbekannte Namen wie Anthony Cragg, Jörg Immendorf, A. R. Penck, Eva Hild oder Per Kirkeby unter den Kunden. Sie alle verließen sich bereits auf die Qualitätsarbeit der Kunstgießerei, die scheinbar kaum formale Einschränkungen und Größenlimits bei den Skulpturen kennt: Immerhin war auch der Poseidon in allen Dimensionen über vier Meter groß und brachte es auf ein Gesamtgewicht von rund zehn Tonnen.
An dieser Stelle betreten die Kunstspediteure den künstlerischen Prozess. Schließlich wollen die riesigen Werke an den Bestimmungsort gelangen – und dort auch fachgerecht montiert sein. Schon oft verließen sich Kunstgießereien deshalb auf die Arbeit der Kunstspedition NIESEN. Und auch der »Poseidon« sollte in einem Kunsttransport von NIESEN in den Duisburger Hafen gebracht werden.
Mehrtägiger Transport und Montage mit Rheinblick
Doch ein überformatiges zehn-Tonnen-Werk gelangt nicht ganz so schnell von Düsseldorf nach Duisburg – auch wenn die Distanz nur 35 Kilometer beträgt. So begannen die Arbeiten bereits vier Tage vor der Enthüllung auf dem Gelände der Kunstgießerei Schmäke in Düsseldorf. Im Regenwetter des wechselhaften Frühlings verluden die Kunstspediteure den »Poseidon« in mehrstündiger Arbeit auf den bereitgestellten Sattelschlepper. Markus Lüpertz selbst ließ es sich nicht nehmen, trotz des Regens bei den Arbeiten dabei zu sein.
Zwei starke Kräne waren nötig, um die freiförmige Bronzeskulptur auf die Seite zu legen – und immer wieder zu drehen. Zentimeterarbeit war gefragt, denn der beladene Sattelschlepper durfte die Maximalhöhe von 4,50 m keinesfalls auch nur um einen Zentimeter überschreiten. Die Auflagen der Behörden für den Sondertransport mussten exakt eingehalten werden, um überhaupt die Fahrtgenehmigung zu erhalten. Der Sondertransport selbst war dann auf die Nacht gelegt. Gut verschweißt und in Begleitung der Polizei trat der Meeresgott die Überfahrt von Düsseldorf nach Duisburg an.
Am nächsten Morgen konnten die Montagearbeiten auf der Mercatorinsel schließlich in Ruhe beginnen. Erst in drei Tagen würde Gerhard Schröder mitsamt der Presse erscheinen. Ruhe war für die Montagearbeiten allerdings auch nötig: Ein Schweißer musste sich im Innern der Skulptur um ein enges Geflecht starker stabilisierender Stahlstreben winden, um die Bronzeskulptur mit dem vorbereiteten Betonsockel fest zu verbinden. In die Skulptur war extra für diesen Moment der Montage eine kleine Luke eingearbeitet worden, durch die der Schweißer ins Innere gelangen konnte. »Platzangst« war hier nicht gefragt.
Am Ende der Arbeiten stand der » Poseidon« majestätisch an seinem angestammten Platz am Rheinufer. Er befand sich auf einem über vier Meter hohen Sockel, auf dem er in die Ferne schaute. Insgesamt maß das Werk nun etwa neun Meter Höhe. Die Hauptarbeit von NIESEN, der Kunsttransport, war erfolgreich beendet.
Der verlängerte Arm von Gerhard Schröder
Drei Tage später war es dann soweit. Rund zweihundert Gäste hatten sich eingefunden, um die Skulptur in einer festlichen Umgebung der Öffentlichkeit zu übergeben. Neben dem Künstler Prof. Markus Lüpertz begrüßten Erich Staake, Vorstandsvorsitzende der Duisburg Hafen AG, NRW-Bauminister Michael Groschek und Oberbürgermeister Sören Link die Gäste.
Der besondere Gast des Tages aber war Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder, der den »Poseidon« als enger Freund von Lüpertz enthüllen sollte. Hier kam dem Team von NIESEN die letzte Aufgabe in diesem Projekt zuteil: Als verlängerter Arm Schröders hob der Kran die rote Verhüllung langsam über den Kopf des Poseidon. Stück für Stück wurde den Gästen die raue, archaisch wirkende Oberfläche der Skulptur präsentiert. Bis das »Echo des Poseidon« komplett freigelegt war.
Fortan können die Duisburger den Poseidon auf der Mercatorinsel besuchen und seine Größe bestaunen. Wobei der Poseidon gar nicht mal die größte Arbeit von Markus Lüpertz im Ruhrgebiet ist. Noch größer ist nämlich der »Herkules«, der ganze 18 Meter hoch ist und seit 2010 auf einem 90 Meter hohen Förderturm in Gelsenkirchen steht. Auch hier war NIESEN an der erfolgreichen Installation maßgeblich beteiligt (Lesen Sie den Artikel hier).